Kreativität
Vandana Shah über Wettbewerbe als kreative Chance
Können Sie blocher partners GmbH einmal vorstellen?
Angefangen hat alles in der Dreizimmerwohnung von Jutta und Dieter Blocher. Heute sind wir ein Familienunternehmen mit über 200 Mitarbeitenden und Niederlassungen in Ahmedabad (Indien), Stuttgart, Berlin und Mannheim. Unser Angebot reicht von Architektur über Innenarchitektur bis hin zu Kommunikationsmanagement und Nachhaltigkeitsberatung. Unsere Stärke liegt darin, alles aus einer Hand anzubieten, einschließlich der Generalplanung.
Was ist für Sie aus Teilnehmersicht eine zielführende Verfahrensart?
Ein zielführendes Verfahren beinhaltet für uns klare Zielformulierungen, ein transparenter Prozess und nachvollziehbaren Beurteilungen. Besonders wichtig ist das Auftragsversprechen, das die Vorleistungen würdigt. Zudem sollten die Anforderungen nicht überzogen sein und der Aufwand dem Leistungsbild entsprechen.
Welche bestehende Verfahrensform lässt Kreativität und vernünftige Architektur zu?
Die Vielfalt der bestehenden Wettbewerbs- und Vergabeverfahren ist zweifellos ein Vorteil. Je nach Aufgabe und den spezifischen Rahmenbedingungen erweist sich das eine oder andere Verfahren als geeigneter.
Die passende Verfahrensform für kreative und vernünftige Architektur ist ein dialogorientierter, partnerschaftlicher Prozess. Durch Austausch und kluge Moderation entsteht eine Architektur, die einzigartig ist und sich optimal an die Gegebenheiten des Ortes anpasst.
Wir hatten beispielsweise einen zweiphasigen Wettbewerb, bei dem in der ersten Phase der Fokus auf der Entwicklung der Visionen lag. Die architektonische Gestaltung wurde erst in der zweiten Phase abgefragt. Dieser Ansatz hat aus unserer Wahrnehmung ein sehr breites Spektrum an Kreativität ausgelöst.
Wie erlebten Sie die Zusammenarbeit im Verfahren mit den Auslobern, und was würden Sie gern verbessern?
Die Zusammenarbeit ist oft konstruktiv, allerdings wünschen wir uns, dass Auslober die Bauherren auch im Prozess besser beraten. Die Anforderungen, vor allem, um am Wettbewerb teilnehmen zu können, sollten nicht zu hoch angesetzt werden, sodass auch kleinere Büros eine Chance haben. Wichtig ist auch die Fairness des Auftraggebers und dass dieser nicht von seinen Vorgaben und Bewertungskriterien abweicht.
Visualisierung, Rendering oder Modell – was würden Sie sich in Wettbewerben wünschen?
Das hängt vom Verfahren ab. Für städtebauliche Kontexte sind Modelle essenziell, da sie den Zusammenhang besser verdeutlichen. Bei Wohnprojekten können Renderings hilfreich sein, um Materialität, Farbigkeit, Haptik und Atmosphäre zu zeigen. Wir kombinieren beides, wenn es sinnvoll ist.
„Zu viele Anforderungen in der frühen Phase mindert die Chance auf gute Architektur“
Gibt es ein Beispiel für einen innovativen Ansatz in einem Verfahren?
In Ludwigshafen gab es ein Konzeptvergabeverfahren, bei dem der Investor und die Stadt eng zusammenarbeiteten. Die Ziele waren klar definiert, und wir konnten sowohl städtebauliche als auch architektonische Qualität gewährleisten, da diese auch klar vertraglich festgelegt wurden. Die Zusammenarbeit war transparent und effizient. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass jedes Büro seinen Entwurf selbst vorstellen konnte, dies macht in der Wahrnehmung einen großen Unterschied.
Haben Sie Empfehlungen für junge Verfahrensbegleiter wie uns?
Eine gute Beratung der Bauherren ist entscheidend, ebenso wie transparente Verfahren und faire Auftragsversprechen. Wichtig ist auch, dass die Jury-Protokolle klar dokumentiert werden, um die Prozesse nachvollziehbar zu machen, um allen Teilnehmern, auch denen die nicht gewonnen, haben ein gutes Feedback geben zu können.